Da die Artikel des Pforzheimer Kurier nicht online im Internet abrufbar sind, stellen wir dessen Texte, die die Büchenbronner Windkraftanlagen betreffen, hier zur Verfügung. Diesbezügliche Texte der Pforzheimer Zeitung können direkt auf deren Homepage abgerufen werden.
„Windräder sind überflüssig“
„Wir waren naiv“, sagt die Bürgerinitiative
Von unserem Mitarbeiter Heinz Richter
Engelsbrand-Grunbach. So voll war die alte Turnhalle in Grunbach vermutlich noch nie, wie bei der ersten Informationsveranstaltung der Bürgerinitiative. Fast 350 Leute saßen und standen. Drei Referenten informierten und erst nach drei Stunden gab es noch eine Diskussion bei deutlich weniger Zuhörern. Im Sommer vergangenen Jahres trat die Bürgerinitiative an, um einen größeren Abstand zu den geplanten Windrädern auf dem Sauberg durchzusetzen. Davon war allerdings jetzt nicht mehr die Rede. Alle drei Referenten sprachen sich gegen die Windkraft aus. „Es ist die erste Veranstaltung in Engelsbrand, bei der die Windkraft kritisch hinterfragt wird“, sagte Hans-Manfred Niedetzky, einer der Sprecher der Bürgerinitiative, der auch mit am „Runden Tisch“ sitzt. Eineinhalb Jahre sei man einer Pro-Wind-Diskussion ausgesetzt gewesen, erst nach dem Bürgerentscheid hätten sich viele mit dem Thema Windkraft beschäftigt. Die Bürgerinitiative sei auf 500 Mitglieder angewachsen, informierte er weiter. Der Prozess vor dem Bürgerentscheid sei extrem einseitig gewesen und nur Befürworter, meist von der Projektiererfirma juwi, hätten dort gesprochen. „Wir waren naiv“, nennt er einen Grund, warum die Bürgerinitiative nicht früher entstanden sei. „Eine unheilvolle Allianz von Forstleuten und Pforzheimer Stadtoberen versucht einen Vertrag durchzudrücken und die Gemeinde Engelsbrand auszubooten“, kritisierte Niedetzky, um gleich darauf die Gemeinde Engelsbrand für die Bürgerbeteiligung als vorbildlich zu loben. Als Moderator hatte die Bürgerinitiative den Arzt Andreas Dumm geholt. Auch an seinem Wohnort bei Gaggenau sollen 12 bis 15 Windräder entstehen. Wie Energie eingespart werden kann, darüber sprach Diplom-Ingenieur Jörg Trippe, der eine Ingenieursgesellschaft mit 45 Mitarbeitern leitet. Deutschland sei bei Ökostrom Vorreiter und Baden-Württemberg sei für Windstromerzeugungsanlagen der schlechteste Standort. Bei der derzeitigen Förderung von Windkraft von 8,38 Cent pro Kilowattstunde, würden Anlagen erst ab sechs Metern pro Sekunde wirtschaftlich arbeiten. Pumpspeicher seien die einzige Möglichkeit, Strom wirtschaftlich zu speichern, erklärte der Referent. Der Arbeitsmediziner Bernhard Voigt aus Gaggenau-Freiolsheim sprach über den gesundheitsgefährdenden Infraschall. „Es wird beschönigt. Es gibt angeblich keinen Infraschall und keine gesundheitsschädliche Wirkung“, sagte der Arzt, der erklärt, wie Infraschall entsteht: „Bei den schnell drehenden Windrädern kommt es zu Verwirbelungen und sie beginnen zu vibrieren“. Schlafstörungen, Herzrasen, Bluthochdruck, Depressionen, Gedächtnisstörung und Angstzustände könne dieser Schall auslösen. Mit seiner volkstümlichen Darstellungsweise, die oft sehr witzig war, brachte der Biologe Friedrich Buer die Besucher häufig zum Lachen. „Die unsägliche Politik treibt uns hierher“, sagte er. Statt neue Energiequellen zu suchen, sollten die vorhandenen genutzt werden, meinte der Biologe. Windräder bezeichnete er als Unsinn und als tödliche senkrecht stehende Sperrzonen für Vögel und Fledermäuse. Rotmilane, Turmfalken, Mäusebussarde, Krähen, Elstern, Käfer und Wespen würden getötet und das „Biofleisch“ holen sich Füchse, Katzen, Marder, Wiesel und Wildschweine. Fast 100 gefährdete Tierarten listete er auf. „Nachts geht das Gemetzel weiter“, sagte er und führt 20 verschiedene Fledermausarten an. Jetzt soll der Strom von Nord nach Süd, so der Biologe, in Hochtemperaturleiterseilen befördert werden. „Die werden 220 Grad heiß, dann haben wir die elektrische Heizung mit Ökostrom.“ Wieder gab es Applaus, als Buer sagte: „Sie versauen sich ihre Gegend, wenn sie die Windräder hierher bauen“. Sein Schlusssatz lautete: „Eine Welt ohne Windkraft ist moderner, friedlicher und schöner“.