Pforzheimer Kurier vom 07.02.2014

Da die Artikel des Pforzheimer Kurier nicht online im Internet abrufbar sind, stellen wir dessen Texte, die die Büchenbronner Windkraftanlagen betreffen, hier zur Verfügung. Diesbezügliche Texte der Pforzheimer Zeitung können direkt auf deren Homepage abgerufen werden.

Windenergie auf Sparflamme
„Der Dorffrieden ist gestört“
Von unserem Mitarbeiter Heinz Richter
Engelsbrand. Bei der Windkraft fährt Engelsbrand weiterhin mit der Bimmelbahn, während die Nachbarn längst an Tickets für den Jet denken. Der Gemeinderat beschloss, den Bürgerbeteiligungsprozess mit dem „Runden Tisch“ weiterzuführen und Pforzheim und den Forst Baden-Württemberg aufzufordern, abzuwarten, bis die Gemeinde eine Entscheidung treffen will und kann. Es könnte sein, dass schon sehr bald der Zug für Engelsbrand in Sachen Windkraft abgefahren ist. Wie berichtet, war kurz vor Weihnachten bekannt geworden, dass die Stadt Pforzheim mit dem Windkraftbetreiber Juwi verhandelt und vorhat, einen Gestattungsvertrag zu unterschreiben. Wenig später wurde bekannt, dass auch die Landesforstverwaltung mit im Boot sitzt. Nur Engelsbrand war unzureichend informiert. Weil der Bürgermeister, auch aus gesundheitlichen Gründen, wie er in der Gemeinderatssitzung sagte, bis 16. Februar nicht in Engelsbrand ist, hat er es schriftlich von der Stadt Pforzheim, dass bis dahin keine Verträge unterschrieben werden. Der Gemeinderat sollte sich nun in der Sitzung positionieren. Und das tat er mit gleich zwei Beschlüssen. Zuvor durften sich die beiden Moderatoren für den „Runden Tisch“, Frank Ulmer und Piet Sellke vom Kommunikationsbüro, im Rat vorstellen. Die wollen am liebsten so bald wie möglich Pforzheim mit am „Runden Tisch“ haben, wenn es gelingt. Die beiden Moderatoren wollen am „Runden Tisch“ die unterschiedlichen Interessen und Wertvorstellungen unter einen Hut bringen. „Wir wollen auch Zufallsbürger an den Tisch bringen“, sagte Frank Ulmer, der unter seinem Namen in Stuttgart ein Kommunikationsbüro betreibt. Zufallsbürger sind Leute, die zur Meinungsbildung beitragen können. „Meine Befangenheit steht im Raum“, sagte Wolfgang Reich, Grünen-Gemeinderat und Vorstand der Energiegenossenschaft. Er sehe sich nicht als befangen an, stellte er fest. Nach einem Sachstandsbericht des Bürgermeisters begann die Diskussion im Gemeinderat. „Es liegt nicht mehr in der Verantwortung des Gemeinderates, ob Windräder entstehen oder nicht“, sagte Helena Gläser (Grüne). Zur Situation zum Nachbarn Pforzheim betonte Bürgermeister Rosenau: „Wir haben aufeinander Rücksicht genommen. Ich appelliere an den Nachbarn, den bislang gegangenen Gleichschritt nicht zu verlassen“. Wie das aussehen soll, erklärte Bastian Rosenau auch: „Wenn einer langsamer läuft, besteht die Möglichkeit, dass auch der andere langsamer läuft.“ „Ich habe mich über das Vorpreschen, das Rechtsüberholen, der Stadt geärgert“, sagte unumwunden Gemeinderat Manfred Kleile (SPD/Bürgerliste). Er sehe eine handlungsunfähige Situation und wisse nicht, wie die Gemeinde da rauskomme. Birgit Dreißigacker (SPD/Bürgerliste) sagte das, was einige im Gremium denken: „Der Dorffrieden ist gestört. Wir müssen Frieden finden, ob mit oder ohne Windräder.“ Sie erkannte auch, dass Engelsbrand nicht mehr Herr der Lage ist. Den Dorffrieden sieht auch Gemeinderat Gerhard Schaudt (CDU) als wichtigstes Gut an. Klaus Supper (SPD/Bürgerliste) brachte es kurz auf den Punkt: „Das ist nicht fair.“ „Wir waren immer transparent“, betonte Artur Beffert (SPD/Bürgerliste). „Egal wie Pforzheim entscheidet, es geht nicht nur um die Windkraft für uns“, sagte Werner Widmann (CDU). Der erste Beschluss vom Gemeinderat legte fest, dass der bisher eingeschlagene Weg mit dem „Runden Tisch“ weitergeführt wird. Helena Gläser und Wolfgang Reich, beide von den Grünen, enthielten sich der Stimme. Dann wurde einstimmig beschlossen, dass der Bürgermeister mit den Fraktionsvorsitzenden dem Pforzheimer Oberbürgermeister Gert Hager einen Brief überbringt, in dem die Stadt aufgefordert wird, die Belange der Gemeinde Engelsbrand voll zu berücksichtigen. Ein solcher Brief soll auch an den Forst BW gehen.