“Hände runter, wenn der Moderator fragt” – vielleicht!
Will Herr Uhlig manipulieren?
Vortrag von Herrn Thomas Frey:
Guten Abend, meine Damen und Herren,
für die, die mich nicht kennen, ich bin Thomas Frey, einer der Sprecher der Bürgerinitiative „Abstand zur Windkraft“ Büchenbronn. Dank der Vorgaben des Veranstalters ist es mir erlaubt, immerhin 5 Minuten zu Ihnen zu sprechen.
Trotzdem will ich kurz erzählen, warum ich hier überhaupt stehe. Im Jahr 2012 gab es 2 Veranstaltungen, bei denen die Fa. Juwi ihre Vorhaben werbewirksam vorgetragen hat. Trotzdem hat mir die Vorstellung von der Landschaftszerstörung, dem Schattenwurf und den toten Vögeln gereicht, um bei der Bürgerbefragung im Oktober 2012 mit NEIN zu stimmen. Die Bürgerbefragung ging leider nicht in meinem Sinne aus, doch entsprechend demokratischer Gepflogenheiten fand ich mich mit dem Ergebnis ab.
Letzten Herbst erfuhr ich in Engelsbrand erstmalig von Infraschall und seinen Gesundheitsgefahren. Das alarmierte mich, und ich stellte dann Stück für Stück fest, welche weiteren wesentlichen Informationen Juwi uns vorenthalten hatte oder beschönigend dargestellt hatte. Mit der Gründung unserer Bürgerinitiative haben wir uns nun zum Ziel gesetzt, die fehlenden Fakten auf den Tisch zu legen und damit die Frage in den Raum zu stellen, ob die gesamtgesellschaftlichen Vorteile eines Windanlagenbaus – und nicht die Firmengewinne von Juwi – so groß sind, daß sie es rechtfertigen, entstehende massive Nachteile in Kauf zu nehmen.
Sie sehen hier, was uns Juwi im Sommer 2012 präsentiert hat. Die Aufnahme stammt vom Hansjakobsacker, wo ich wohne. Damit wir wenigstens erkennen können, wo die Anlagen hinkommen, hat Juwi sie dankenswerterweise im unteren Bild schwarz eingefärbt.
Hier sehen Sie fast vom gleichen Standort aus wieder die Anlagen in der geplanten Größe. Unterschiede: ein Bezugspunkt fürs Auge, kein Baum im Weg, klarer Himmel.
Fotografisch wirkt selbst diese Simulation noch verniedlichend. Gehen Sie nach der Veranstaltung raus, nehmen Sie den Windmeßmasten ins Visier, und schlagen Sie das, was Sie sehen, knapp zweimal obendrauf, dann wissen Sie, wie hoch die Anlagen werden.
So wird das Ganze übrigens vom Friedhof aus aussehen.
Und das sind die Größenverhältnisse in Zukunft am Aussichtsturm. Aber das macht fast nichts, denn wir Büchenbronner kommen ohnehin nicht mehr hoch. Erstens macht doch keiner einen Spaziergang durch ein Industriegebiet mit entsprechenden Lärmquellen. Zweitens hat Herr Buer vorhin die Eiswurfgefahren aufgezeigt, und die gibt es auch noch bei Temperaturen ein ganzes Stück über 0°. Herr … aus Salmbach, maßgebliches Mitglied der Energiegruppe Engelsbrand, hat uns diesbezüglich in einem Leserbrief belehrt:
„Demnach sind Abstände wegen der Gefahr des Eisabwurfs … einzuhalten, soweit eine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit nicht auszuschließen ist. Abstände größer als 1,5 x (Rotordurchmesser plus Nabenhöhe) gelten im Allgemeinen als ausreichend.“
Falls jemand Zweifel an Herrn … Kompetenz hat, kann er sich nachher bei Herrn Reich erkundigen, der der Energiegruppe ja vorsteht.
Das bedeutet ausgehend von den bisher anzunehmenden drei Anlagenstandorten – der vorhin von Herrn Uhlig erwähnte Flächennutzungsplan läßt ja sogar 7 Anlagen zu – , daß bis auf einen Trampelpfad alle Wege von Büchenbronn zum Aussichtsturm durch die Eiswurfzone mit Lebensgefahr führen. Und manchmal fallen da ja auch – wie bei der Vorzeigeanlage Ihres Chefs [Anm.: Die Äußerung wurde in Richtung von Frau Wolf, Juwi, getätigt] ganze Rotorblätter herunter.
Noch kurz ein paar Worte zum Lärm und Infraschall. Juwi hat uns präsentiert, daß Büchenbronn vom Lärm so gut wie nichts zu hören bekäme. Stimmt, wenn man die damals von Juwi präsentierten Standorte zugrundelegt. Damit wäre an einem schönen Sommerabend das Grillenzirpen im Garten künftig von einem rhythmischen Geräusch – die Engländer nennen es lautmalerisch „Swoop-swash“ – unterlegt, wenn der Wind nicht gerade in unsere Richtung weht. Die Engelsbrander können von dieser Vorstellung leider nur träumen.
Nun ist es schlicht und einfach so, daß Juwi einen A-bewerteten Durchschnitt über alle Frequenzen gebildet hat, die man hören kann, und uns damit wahrheitsgetreu versichert, daß damit die vor 20 Jahren aufgestellten völlig veralteten Grenzwerte eingehalten sind.
Jetzt stellt aber ein Fachmann für Mikrofonaufnahmetechnik und Tonstudiotechnik fest: „Immer fragen, was ein Hersteller wohl zu verbergen hat, wenn die A-Frequenzbewertung angegeben wird.“ Hätte ich jetzt 20 statt 5 Minuten zur Verfügung, würde ich es Ihnen erzählen. Ich hole es aber gerne nach der Veranstaltung nach.
Hier kommt jetzt das Thema Infraschall, also Frequenzen, die so tief sind, daß man sie nicht hören kann, ins Spiel.
Wer Kinder hat, hat wahrscheinlich schon einmal am eigenen Leib Infraschall bewußt erlebt. Wenn nämlich die Kinder die Heckscheiben im Auto herunterkurbeln, während man mit Tempo 70 dahinfährt, wird einem ob der Luftvibrationen regelrecht übel. Hunde und Vögel reagieren wegen Infraschallwellen bereits deutlich vor einem Erdbeben ganz aufgescheucht. Wir Menschen sind zivilisationsgeschädigt und deswegen weniger sensibel, aber wir haben diesbezüglich die gleiche organische Ausstattung wie die Hunde.
Diese Infraschallfrequenzen können – im Gegensatz zum hörbaren Lärm – noch in 10 km Entfernung deutlich gemessen werden. Das heißt für ganz Büchenbronn, und besonders für die Schulen und Kindergärten am Westrand: Rhythmische Erdbebenwarnung des Körpers, sobald die Anlagen laufen. Da kann so mancher verrückt werden. Das sogenannte Windturbinensyndrom, Schlaf- und Konzentrationsstörungen, Depressionen, Herz-Rhythmus-Störungen bei potentiell einem Viertel der Büchenbronner Bevölkerung sind die Folgen. Und wer behauptet, daß doch nicht gefährlich sein kann, was man nicht wahrnimmt, den möchte ich nur daran erinnern, daß man radioaktive Strahlen auch nicht spürt.
Soll das alles wirklich in Kauf genommen werden für eine Technik, die ein Drittel des Jahres gar keinen Strom liefert und zu anderen Zeiten dafür viel zu viel, ohne daß wir den Strom speichern könnten. Und hierbei liegt das Risiko nicht beim Projektentwickler, sondern bei uns Bewohnern. Und zwar ein gesundheitliches und kein finanzielles Risiko.
Viele Fragen, die zuverlässig geklärt gehören. Doch in Pforzheim wird aufs Tempo gedrückt. Herr Uhlig beruft sich dabei auf den Masterplan, der angeblich mit großer bürgerlicher Beteiligung entstanden sei. Nur war ich in der Auftaktveranstaltung dieses Masterplans, und da war von „Pforzheim als Vorzeigestadt beim Klimaschutz“ nicht die Rede.
Daher Ciceros abschließende Frage: Cui bono? Wer profitiert davon, wenn die Entscheidung schnell und damit übereilt getroffen wird?
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.
(Es gilt das gesprochene Wort.)